Leben mit einem Trauma

Der Umgang mit traumatischen Erfahrungen

Im folgenden Text möchte ich Ihnen wesentliche Informationen zu Traumata und dem Umgang mit einem Trauma zur Verfügung stellen.

Als Betroffener suchen Sie vielleicht Informationen, wie sie sich verhalten können. Als Angehöriger möchten Sie besser verstehen, warum sich die betroffene Person verändert hat? Sie sind überfordert mit dem Verhalten der traumatisierten Person aber möchten auch keinen zusätzlichen Druck ausüben? Angehörige von Betroffenen wissen oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen sind ebenso hilflos, wie die Betroffenen selber.

Selbstverständlich kann der Text keine Trauma-Behandlung in Form einer Psychotherapie ersetzen, aber er kann mögliche Wege aufzeigen und Erklärungen auf Reaktionen und Verhaltensweisen nach dem Erlebten geben.

Das Trauma überlebt und was nun?

An erster Stelle steht Ihr persönliches Empfinden! Die Erfahrung und Studien zeigen zwar, dass unterschiedliche Trauma-Erfahrungen in den meisten Fällen zu vergleichbaren Beschwerden führen, aber Sie als betroffene Person sollten darauf achten, was Sie persönlich belastet und Hilfe nach Ihren Bedürfnissen wählen.

In diesem Zusammenhang ist es besonders für die Angehörigen wichtig, dass diese keine Hilfestellungen aufdrängen. Sie als Angehöriger leiden sicher auf Ihre Art mit und unverarbeitete Trauma Erfahrungen können sich auf die Ausübung des Berufs, aber auch auf die Partnerschaft und die allgemeine Lebensqualität negativ auswirken. Bitte drängen Sie sich nicht auf. Bieten Sie Hilfe an und achten Sie auf Signale und Wünsche der betroffenen Person. Es ist sicher schwer, wenn man merkt, dass das Gegenüber leidet und der Wunsch zu helfen wächst, aber Sie selber wissen, dass jeder mit Erfahrungen anders umgeht und was für Sie hilfreich und entlastend ist, kann für die betroffene Person belastend und irritierend sein.Angst und Irritierung sind typische Folgen eines Traumata

Ein Trauma kann jeden treffen

Plötzlich und unerwartet tritt eine Situation ein, die man nicht planen konnte oder erwartet hat. In diesem Moment bleibt die Zeit stehen und alle bisher gelernten und erprobten Möglichkeiten mit Konfliktsituationen umzugehen sind vergessen oder funktionieren nicht. Der Körper und die Psyche schalten auf Notfallmodus um und einzig und allein das Überleben zählt. An die Stelle der üblichen Handlungsimpulse in Konfliktsituationen treten Ohnmachtsgefühle, Angst und Hilflosigkeit und der psychische Bewältigungsapparat versagt. Die Folge ist ein Trauma oder auch Psychotrauma.

Die Ursachen für ein Trauma können unterschiedlich sein. Die Unterteilung erfolgt grob nach Ursache und Verursacher in folgende drei Bereiche:

  • Verhalten oder Einwirkungen von Menschen (sog. Man Mada Traumata), wie Krieg, Folter, jede Form von Gewalt, Misshandlungen, sex. Missbrauch, Vernachlässigung u. a.
  • Unfälle und Katastrophen, wie Feuer, Flugzeugabstürze, Autounfälle u. a.
  • Naturkatastrophen, wie Vulkanausbrüche, Überflutungen, Erdbeben, Waldbrände u. a.

Für alle drei Punkte gilt, dass sie nur ein grobe Unterteilung sind und andere mögliche Trauma-Faktoren nicht aufgezählt wurden.

Hilfe suchen und annehmen ist keine Schande

Sie haben eine extreme Situation überlebt die Angst und Hilflosigkeit ausgelöst hat. Im Nachhinein kann dieses Erlebnis zu weiteren Ängsten und „verrückten“ Reaktionen führen, mit denen Sie selber überfordert sind. Sie erkennen sich selber vielleicht in manchen Situationen nicht wieder. Aber nicht Sie sind verrückt, sondern das was Sie erlebt haben, war widersinnig. Ihre ungewohnten, für Sie nicht normalen Reaktionen und Beschwerden in den Wochen nach dem erlebten Trauma sind normale Reaktionen auf dieses unnormale Ereignis. Ihr Erleben und Fühlen ist richtig, denn nach solch einem Ereignis gibt es kein falsches Empfinden.

Sie dürfen sich schlecht fühlen genauso, wie es Ihnen gut gehen darf. Ihr Empfinden und Verhalten darf sich von jetzt auf gleich verändern und es darf für Ihre Umgebung auch unverständlich sein. Dieses Verhalten ist absolut normal für einen Betroffenen. Sie denken vielleicht, dass sie alleine mit den psychischen Verletzungen, die das Trauma hervorgerufen hat, klarkommen werden. Das Sie einfach nur etwas Ruhe benötigen um sich selber zu „fangen“. Sie selber wissen am Besten, wie Sie bisher in ihrem Leben mit belastenden Situationen umgegangen sind und diese verarbeitet haben. Diese Bewältigungsstrategien haben in anderen Momenten geholfen und sind auch jetzt berechtigt. Fragen Sie sich, was Ihnen früher geholfen hat, wie Sie aus schweren Situationen „rausgekommen“ sind. Es ist gut, wenn Sie Wege suchen um das Trauma zu bewältigen.

Wenn Sie merken, dass Ihre bisherigen Lösungsversuche nun nicht greifen, dass Ihre Kräfte nicht ausreichen und Sie sich Hilfe wünschen, dann fordern Sie diese ein. Das Erleben eines Traumas überfordert die Psyche und es ist absolut normal, dass Ihre bisherigen Bewältigungsmechanismen diese Situation, ohne Hilfe von außen, nicht alleine verarbeiten können.

Hier finden Sie weitere Informationen zu den Phasen der Trauma-Verarbeitung.